ZEICHNUNG 1979 – 2019
Softcover, 160 Seiten | € 18,00
Jänner 2019
ISBN 978-3-902932-90-7
Petra Moiser ist in gewissem Sinne Minimalistin. Immer versucht sie, Figurales mit dem Netz des Einfachen, des präzis Geknüpften einzufangen. Der Wurf muß knapp bemessen und gezielt sein, das „Opfer“ soll sogleich getroffen und geknebelt sein, es darf nicht lange zappeln, ja nicht einmal zittern. Das Instrument dieser schnellen, mitleidlosen Raubzüge durch die Gesichter, Gestalten, Anatomien anderer Menschen, durch die wilde Natur ist die exakte Umrißlinie, die Kontur. Petra Moiser hat gelernt, dieses Lasso mit großer Sicherheit auszuwerfen, es mit einer gewissen Brutalität um die Aussparungen (wo bei anderen Künstlern Leben, Plastizität, Rundung und Farbe sitzen) festzuzurren. Ihre dreidimensionalen Arbeiten sind von dieser treffsicheren, genau berechneten Umgrenzung von Vakuum ebenso definiert wie die Zeichnungen. Die Plastik wird ad absurdum geführt, während die Zeichnung etwas von dem Ursinn des Ausgrenzens, des Erklärens und Definierens ausstrahlt. Zurück bleibt das abstrakte, dürre Zeichen, das Symbol, an dem nichts weltlich Warmes mehr hängt. Aber Petra Moiser geht nicht bis zu dieser radikalen Tilgung, zur Skelettierung vom Fleisch des Innerweltlichen. Substanz und Farbe sind nur graduell reduziert und werden als Medium des poesievollen Umschreibens eingesetzt. Die Drahtskulpturen (Flug der Vögel, Menschenprofile, flatternde Zettel) stehen der Poesie eines Cocteau oder manch aparter Artdeco-Caprice näher als den fundamentalen Neu-Organisierungen und Definitionen des Plastischen, wie wir sie vom Beginn des Jahrhunderts her kennen. Moisers plastische Askese bleibt unter dem konstruktivistischen, minimalistischen Anspruch gelöst und spielerisch.
Anton Gugg